Archiv der Kategorie: Orbit Hospital

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 12: DOUBLE CONTACT

Ganz zum Schluss publizierte James White ein Buch nach dem anderen. Der wirklich letzte Band des SECTOR GENERAL Zyklus erschien im Jahr seines Todes 1999. Neue Storystrukturen vom Autor und neue Einsichten über altbekannte Charaktere. Das Buch gibts nur im Original – keine Übersetzung erhältlich.

Los geht es in einer völlig fremden Welt und einem Pärchen, das ins All aufbricht um eine neue Welt für ihre Spezies zu suchen. Dann gehts los mit der Haupthandlung, diesmal aus Perspektive von Doktor Prilicla als Chefarzt an Bord der Rhabwar. Man kennt ihn seit Band 2 und neben O’Mara, Murchison und Conway ist er die Viertwichtigste Figur. Ausgerechnet das zerbrechliche Insekt erweist sich als tolle Wahl, neue Einsichten über ihn zu gewinnen.

Ein Notfall führt zum Nächsten. Ein Rettungsschiff wird durch die aktive Verteidigung eines Alien-Schiffes außer Gefecht gesetzt und stürzt ab. Der Planet wird von spinnenähnlichen Wesen bewohnt, die noch mit Pfeil und Bogen unterwegs sind. Natürlich geht es nicht darum, was die den Helfern tun, sondern was die Helfer ihnen und ihrer Kultur antun.

Außerdem ist da noch die spannende Untersuchung des Alien-Schiffes. Prilicla muss sich mehrfach durchsetzen. In der Mitte des Romans wird sogar Murchison für einige Kapitel zur Perspektivfigur. So als hätte der Autor gewusst, dass es höchste Zeit ist, es seinen Hauptfiguren zu gönnen. Nicht perfekt aber dennoch Top-Hospital-Unterhaltung.
Helfer konsequent ohne Waffen. Lies das!

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 11: MIND CHANGER

Heyne hat diesen Band nicht mehr übersetzt und herausgebracht. Das neue Jahrtausend musste hierzulande ohne Neues vom Orbit Hospital auskommen. Doch der Autor war noch sehr aktiv gewesen in den wenigen Monaten zwischen Band 10 und seinem Tod. So kam 1998 dann MIND CHANGER – und was soll man sagen? Ein Knaller, wenn …

O’Mara ist nun lange genug am Hospital und wird aufgefordert seinen Nachfolger zu bestimmen! Auch den Rang des Majors, den er über das Monitor-Korps erhalten hat, wird ihm genommen. Genug Gelegenheit, über die Vergangenheit nachzudenken. Und die hat es in sich!

Schon klar, dass dies eine O’Mara Geschichte ist und die RHABWAR spielt hier ausnahmsweise mal keine Rolle. Es ist viel los im SECTOR GENERAL und eine von mehreren verrückten Anekdoten dreht sich um O’Maras Urlaub vor zig Jahren.

Einige Kandidaten treten in Wettbewerb, um O’Mara Job zu übernehmen. Merkwürdige Vorgänge, durch den ein immer größerer Bereich des Hospitals unter Quarantäne gestellt werden muss, gilt es aufzuklären.
Anwärter auf den besten Band der Reihe, wenn die Nachfolgersuche denn ein wenig gekürzt worden wäre.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 10: DIE LETZTE DIAGNOSE

Nun hatten wir in den Büchern als Protagonisten Ärzte und den Chefpsychologen sowie einen Diätisten. Wird Zeit mal an die Patienten des Hospitals zu denken.
Patient Hewlitt ist erfolgreicher Schneider (wie einst der Autor), zeigt aber sehr seltsame Symptome die bislang kein Arzt kurieren konnte. Da kommt das Sector General gerade richtig.

Hewlitt reist bald mit der Rhabwar zum Planeten seiner Kindheit und kommt dem Rätsel seiner »Krankheit« endlich näher. Doch bei der Rückkehr zum Hospital ist dort bereits Alarmstimmung. Es tun sich recht seltsame Dinge im Reaktorkern.
Bald beginnt die „Jagd“ auf ein Wesen, dass die Speziesschranke überwinden kann. Was kann es im Hospital nicht alles anstellen!

Ordentlich was los, im letzte Roman der Reihe, FINAL DIAGNOSIS von 1997, der 1999 bei Heyne erschienen ist, im Todesjahr des Autors.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 9: CHEF DE CUISINE

Mit dem Roman THE GALACTIC GOURMET, 1995, wird der Tonfall der Serie spürbar leichter.
Humor hatte Autor James White immer schon, aber mit dem aufgeblasenen Tralthaner Guronsevas (FGLI), der nur zu gut weiß, wie gut er ist, erfindet er diesmal eine Hauptfigur, deren Ego angenehm zurechtgebogen wird.

Guronsevas sucht eine Herausforderung, die seiner würdig ist und kommt – selbsteingeladen – als Chefdiätist zum Hospital. Die auf die Patienten zugeschnittenen Rezepte bringen ihm Aufmerksamkeit, auch von O’Mara, denn Guronsevas schreckt nicht davor zurück heimlich mit dem Essen des Hospital-Leiters zu experimentieren.

Seine größte Herausforderung wird jedoch ein Planet, dessen Bewohner Fleischesser sind, aber zu Veganern werden müssen … Macht dennoch Spaß.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 8: RADIKALOPERATION

In diesem Orbit-Hospital-Roman ist wieder ein ausgebildeter Arzt die Hauptperson. Allerdings ist der Tarlaner Lioren einer, der mit einer großen Schuld hadert, für die er vor Gericht allerdings freigesprochen wurde.
Ein ganzes Volk hat er mit Überdosen eines experimentellen Medikaments geheilt, doch deren Kultur kommt damit nicht zurecht und kollabiert, daher der Originaltitel »THE GENOCIDIAL HEALER« (1991).

Kulturelle Unterschiede sind schon im Vorgängerroman ein Thema und das verstärkt sich hier und in den künftigen Romanen weiter. Lioren, der Heiler, versucht in unterschiedlichen (Alien-)Religionen Antworten zu finden. Wie ist das mit Gut und Böse, Schuld und Sühne?

Lioren ist ein Irrender, der am Ende vielleicht doch etwas findet, was seinem Leben neuen Sinn gibt. Dies ist der Ernsteste der Orbit-Hospital-Romane und die bekannten Figuren, selbst das Ambulanzschiff, spielen nur kleine Rollen. Der Autor verarbeitete eine schwere Zeit und macht es dem Leser nicht ganz einfach, dem neuesten Mitglied in O’Maras Mannschaft zu folgen.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 7: NOTFALL CODE BLAU

Wie setzt man eine Serie fort, deren Hauptperson Mediziner Conway ganz oben angekommen ist, ohne ihn gleich wieder vom Thron zu stoßen? Noch dazu, wenn man die Geschichte des riesigen Weltraum-Hospitals mit liebgewonnenen Charakteren weiter erzählen will?
Autor James White beantwortete die Frage 1987 mit CODE BLUE: EMERGENCY.

Die außerirdische „Krieger-Chirurgin“ Cha Thrat rettet auf ihrem Heimatplaneten einem abgestürzten Monitor das Leben. Dafür gewährt man ihr ausnahmsweise ohne weitere Vorabprüfungen zum Orbit-Hospital zu wechseln.
O’Mara ist nicht sehr begeistert. Sie verehrt ihn als höherstehenden Arzt und zieht ihn in die Krankengeschichte eines Wasserlebewesens hinein, das dank eines »kleinen Fauxpas« fast die ganze Krankenstation zerlegt.

Eine kurze Begegnung mit Conway endet irgendwie auch nicht so, dass der Rest des Krankenhauses die Chirurgin in der Nähe haben möchte. Da man sie zu Hause nicht unbedingt schnell wiedersehen will, verdingt sie sich als Technikerin und gerät mitten in einen Einsatz der Rhabwar, Murchison und Prilicla an Bord, wo sie wieder als Heiler gefordert wird. Doch ihre Neugier auf einem aufgefundenen fremden „Totenschiff“ hat beinahe fatale Folgen …

Es ist wieder ordentlich was los. Die Idee, das Hospital und seine Bewohner durch die Augen eines Neulings sehen zu lassen bringt frischen Wind. Selbst O’Mara muss raus aus seinem Büro und darf dort weiterknurren. Lesenswert.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 6: DER WUNDERHEILER

Nachdem Autor James White die Serie nach dem dritten Buch praktisch als beendet ansah, motivierte ihn Ballantine Books acht Jahre später zu einer Wiederaufnahme. Nun, mit STAR HEALER von 1984, bringt er die Geschichte um den Mediziner Conway mit einem extra dafür geschriebenen Roman als Band sechs zu einem Ende.
Heyne brachte es bei der Veröffentlichung 1995 allerdings fertig, Band sechs und sieben zu vertauschen. Sieben? Ja, genau, nach dem sechsten war doch nicht Schluss, wenn sich auch einiges ändern wird – oder besser: Muss.

Die einschneidendste Änderung trifft Conway gleich zu Beginn. Er wird auf dem Rettungskreuzer »Rhabwar« durch einen Formwandler abgelöst, der ihn im Ersten Kapitel praktisch herausfordert, Sherlock Holmes zu spielen. Anschließend darf Conway sich darauf vorbereiten, künftig als Diagnostiker im Hospital zu wirken. Ob er dafür allerdings befähigt ist, wird sich erst erweisen müssen und O’Mara ist da gewohnt skeptisch.

Die Probleme mit den vielen »Bändern« im Kopf und Conways übliche Hybris, die ihn beinahe an einer Vergiftung sterben lässt, sind nur einige der Hindernisse auf dem letzten Karriere-Schritt. Er engagiert sich in der FROB-Geriatrie und schafft die erste persönlichkeitserhaltende Geburt eines »Beschützers« (siehe vierter Band). Natürlich vollendet Conway seinen Weg in den Ärzte-Olymp, doch ein bissel mitfiebern und amüsieren dürfen wir uns dabei schon.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 5: SECTOR GENERAL

Dies ist der letzte Band mit Kurzgeschichten rund um das Orbit Hospital. Das Buch, benannt nach dem Kurznamen des Krankenhauses (»Sector General Hospital«), erschien bei Heyne 1993, glatte 10 Jahre nach dem Original.

»Ein Unfall« geht es in die Zeit vor dem Hospital und schildert sozusagen den Gründungsmythos. Zwei uralte Kriegs-Veteranen, tingeln seit Jahrzehnten durch die Lande. Niemand will hören, wie schlimm Krieg ist. Nach einem Unfall auf dem Nidianischen Raumhafen, bei dem sich unterschiedlichste Aliens gegenseitig retten müssen, kommt den beiden eine Idee: Nicht Angst soll die Völker einander näher bringen, sondern eine gemeinsame, positive Vision.
Wenn die EU mal wieder eine Idee bräuchte, wie man Aufbruchstimmung erzeugt … SF machts möglich!

Die anderen drei Stories drehen sich wie der Vorgängerband um den Rettungskreuzer »Rhabwar« mit Chefarzt Conway an Bord.
In »Nachforschung« bewahrheitet sich, dass die größte Gefahr mitunter den Rettern droht. Ein Alienschiff ging auf einem ungemütlichen, nur von Pflanzen besiedeltem Planeten runter. Die Besatzung wird bewusstlos vorgefunden, doch scheinen fast alle verstümmelt. Ist ein Tier ausgebrochen oder gar ein Kannibale unterwegs? Den Rettern läuft die Zeit davon, denn die Vegetation hat bereits »Blut geleckt« und rückt schnell näher.

Neben diesen zwei sehr originellen Orbit-Hospital-Stories, finden sich zwei weniger Gelungene. Besonders der Abschluss mit »Gemeinschaftsoperation« geriet etwas überlang, obwohl Conway gleich drei der größten Monitorkreuzer für eine Rettungsaktion einspannt.
Egal, es gibt Alien-Rätsel, Spannung und Action: die Top-Geschichten sind die Anschaffung wert!