50 Jahre vor der Mondlandung

Vor Hundert Jahren, 1919, schuf Wilhelm Kranz für das Deutsche Museum in München das Ölgemälde »Ideale Mondlandschaft«, dass den Blick über einen Mondkrater zeigt, über dem die Erde in der Schwärze des Weltraums schwebt. Er hat ein Bild geschaffen, dass danach oft wiedergesehen wurde …

In »Weltraumschiff 1 startet«, von der Bavaria 1937 in München produziert, umkreist eine Rakete den Erdtrabanten, saust dann über die Mondoberfläche hinweg und nimmt wieder Kurs auf die Erde, die über dem Mondhorizont auftaucht.

1949 sausten die Amerikaner im für die Tricktechnik oscarprämierten »Endstation Mond« hinauf, und auch bei ihnen steht auf einem Mattepainting der blaue Planet in aller Pracht über den Mondbergen.

Die Comichelden Tim und Struppi von Hergé machten Anfang der 1950er »Schritte auf dem Mond« und das Cover (Carlsen Verlag) zeigt wieder diesen sehnsuchtsvollen Blick über die Kraterlandschaft hinweg mit der darüber stehenden Erde.

An Weihnachten 1968 fotografierten die Astronauten in Apollo 8 den Erdaufgang (Earthrise) über dem Mond, diesmal ist es der sehr reale Ausblick, den Künstler schon ein halbes Jahrhundert darstellten.

Das Emblem von Apollo 11 schließlich zeigt einen Adler, nach dem die Mondlandefähre benannt war, im Anflug auf den Mond und im Hintergrund sehen wir unsere Welt, auf der dieses Unternehmen geplant wurde.

Und in den fünfzig Jahren seither haben wir uns an den Anblick längst gewöhnt, oder? Irgendwie spektakulär ist es aber doch …

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 7: NOTFALL CODE BLAU

Wie setzt man eine Serie fort, deren Hauptperson Mediziner Conway ganz oben angekommen ist, ohne ihn gleich wieder vom Thron zu stoßen? Noch dazu, wenn man die Geschichte des riesigen Weltraum-Hospitals mit liebgewonnenen Charakteren weiter erzählen will?
Autor James White beantwortete die Frage 1987 mit CODE BLUE: EMERGENCY.

Die außerirdische „Krieger-Chirurgin“ Cha Thrat rettet auf ihrem Heimatplaneten einem abgestürzten Monitor das Leben. Dafür gewährt man ihr ausnahmsweise ohne weitere Vorabprüfungen zum Orbit-Hospital zu wechseln.
O’Mara ist nicht sehr begeistert. Sie verehrt ihn als höherstehenden Arzt und zieht ihn in die Krankengeschichte eines Wasserlebewesens hinein, das dank eines »kleinen Fauxpas« fast die ganze Krankenstation zerlegt.

Eine kurze Begegnung mit Conway endet irgendwie auch nicht so, dass der Rest des Krankenhauses die Chirurgin in der Nähe haben möchte. Da man sie zu Hause nicht unbedingt schnell wiedersehen will, verdingt sie sich als Technikerin und gerät mitten in einen Einsatz der Rhabwar, Murchison und Prilicla an Bord, wo sie wieder als Heiler gefordert wird. Doch ihre Neugier auf einem aufgefundenen fremden „Totenschiff“ hat beinahe fatale Folgen …

Es ist wieder ordentlich was los. Die Idee, das Hospital und seine Bewohner durch die Augen eines Neulings sehen zu lassen bringt frischen Wind. Selbst O’Mara muss raus aus seinem Büro und darf dort weiterknurren. Lesenswert.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 6: DER WUNDERHEILER

Nachdem Autor James White die Serie nach dem dritten Buch praktisch als beendet ansah, motivierte ihn Ballantine Books acht Jahre später zu einer Wiederaufnahme. Nun, mit STAR HEALER von 1984, bringt er die Geschichte um den Mediziner Conway mit einem extra dafür geschriebenen Roman als Band sechs zu einem Ende.
Heyne brachte es bei der Veröffentlichung 1995 allerdings fertig, Band sechs und sieben zu vertauschen. Sieben? Ja, genau, nach dem sechsten war doch nicht Schluss, wenn sich auch einiges ändern wird – oder besser: Muss.

Die einschneidendste Änderung trifft Conway gleich zu Beginn. Er wird auf dem Rettungskreuzer »Rhabwar« durch einen Formwandler abgelöst, der ihn im Ersten Kapitel praktisch herausfordert, Sherlock Holmes zu spielen. Anschließend darf Conway sich darauf vorbereiten, künftig als Diagnostiker im Hospital zu wirken. Ob er dafür allerdings befähigt ist, wird sich erst erweisen müssen und O’Mara ist da gewohnt skeptisch.

Die Probleme mit den vielen »Bändern« im Kopf und Conways übliche Hybris, die ihn beinahe an einer Vergiftung sterben lässt, sind nur einige der Hindernisse auf dem letzten Karriere-Schritt. Er engagiert sich in der FROB-Geriatrie und schafft die erste persönlichkeitserhaltende Geburt eines »Beschützers« (siehe vierter Band). Natürlich vollendet Conway seinen Weg in den Ärzte-Olymp, doch ein bissel mitfiebern und amüsieren dürfen wir uns dabei schon.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 5: SECTOR GENERAL

Dies ist der letzte Band mit Kurzgeschichten rund um das Orbit Hospital. Das Buch, benannt nach dem Kurznamen des Krankenhauses (»Sector General Hospital«), erschien bei Heyne 1993, glatte 10 Jahre nach dem Original.

»Ein Unfall« geht es in die Zeit vor dem Hospital und schildert sozusagen den Gründungsmythos. Zwei uralte Kriegs-Veteranen, tingeln seit Jahrzehnten durch die Lande. Niemand will hören, wie schlimm Krieg ist. Nach einem Unfall auf dem Nidianischen Raumhafen, bei dem sich unterschiedlichste Aliens gegenseitig retten müssen, kommt den beiden eine Idee: Nicht Angst soll die Völker einander näher bringen, sondern eine gemeinsame, positive Vision.
Wenn die EU mal wieder eine Idee bräuchte, wie man Aufbruchstimmung erzeugt … SF machts möglich!

Die anderen drei Stories drehen sich wie der Vorgängerband um den Rettungskreuzer »Rhabwar« mit Chefarzt Conway an Bord.
In »Nachforschung« bewahrheitet sich, dass die größte Gefahr mitunter den Rettern droht. Ein Alienschiff ging auf einem ungemütlichen, nur von Pflanzen besiedeltem Planeten runter. Die Besatzung wird bewusstlos vorgefunden, doch scheinen fast alle verstümmelt. Ist ein Tier ausgebrochen oder gar ein Kannibale unterwegs? Den Rettern läuft die Zeit davon, denn die Vegetation hat bereits »Blut geleckt« und rückt schnell näher.

Neben diesen zwei sehr originellen Orbit-Hospital-Stories, finden sich zwei weniger Gelungene. Besonders der Abschluss mit »Gemeinschaftsoperation« geriet etwas überlang, obwohl Conway gleich drei der größten Monitorkreuzer für eine Rettungsaktion einspannt.
Egal, es gibt Alien-Rätsel, Spannung und Action: die Top-Geschichten sind die Anschaffung wert!

SF-Serie Valerian & Veronique« – Im Reich der Tausend Planeten

Gute SciFi findet nicht nur in Büchern und Filmen statt, manchmal auch im Comic. 1967 brachen die Autoren »Linus« Christin und »Mezi« Meziéres mit ihrem Helden VALERIAN auf in ferne Welten. Das waren zunächst allerdings nur zwei Zeitreisen, die das Potential der Show noch gar nicht ahnen ließen.

Im Galaxity des Jahres 2720 träumen die meisten Menschen nur so vor sich hin, obwohl Raum/Zeit-Sprünge doch wirklich lustige Reisen ermöglichen würden. »Schlechte Träume« führt Raum/Zeit-Agent Valerian in eine Art Mittelalter, in der ein Fiesling Zaubersprüche klauen möchte, um die Macht an sich zu reißen. Dort trifft er auf Veronique (i.Org. Laureline), die sich als Hilfe entpuppt und künftig nicht mehr von seiner Seite weicht.

»Die Stadt der tosenden Wasser« bringt den Helden ins New York des Jahres 1986, das von einer gewaltigen Katastrophe überflutet ist. Diese Zukunftsschilderung – die Story entstand 68 (Zahlendreher!) – würde den Autoren auf die Füsse fallen, falls die Serie denn das reale 1986 erreichen sollte. Aber das war noch weit weg. Anschließend erprobten die Autoren in einer Serie von Kurzgeschichten, was noch ging: Raumschiffe und seltsame Aliens.

Endlich war das Erfolgsrezept gefunden und mit dem dritten albenlangen Abenteuer »Im Reich der Tausend Planeten« startete die Serie richtig durch. Die Erforschung außerirdischer Welten, das Geheimnis um die »Kundigen«, Verfolgungsjagden, bizarre Geschehnisse, Gesellschaftskritik und Tragik.
Kein Wunder, dass der Valerian-Spielfilm sich hier bediente.
SF at its best. Reinlesen!

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 4: AMBULANZSCHIFF

Medizinische Hilfe im Notfall? Damit will die Föderation bei Erstkontakten ihren guten Willen unterstreichen. So wird dem Hospital das Ambulanzschiff »Rhabwar« zur Verfügung gestellt.
Wenn es um die Besatzung geht, kann Chef O’Mara gewohnt knarzig nicht umhin Chefarzt Conway zu nominieren. Das Ärzteteam wird komplettiert durch Pathologin Murchison, den empathischen Dr. Prilicla und der kelgianischen Schwester Naydrad.

Bei der ersten Mission trifft man auf das irdische Generationenschiff »Einstein«. Da man an Bord auf uralte Grippeviren trifft, sollte man die Story vielleicht nicht unbedingt zur naselaufenden Winterzeit lesen 🙂
Eine Regel gibt es bei allen Alien-Krankheiten im Hospital: Die Erreger springen nie auf andere Spezies über. Aber was, wenn das Ambulanzschiff dann doch mal auf die Ausnahme von der Regel trifft, bzw. bereits getroffen ist?

Bei der letzten Story im Buch frönt der Autor James White wieder seinem Faible, sich ausgefallenste Aliens auszudenken. Hier sind es »Die Blinden«, die eine ungewöhnliche und sehr kurzzeitige Symbiose eingehen: mit den telepathisch begabten Ungeborenen der »Beschützer«. Wenn das Mal keine »Bergung mit Hindernissen« gibt.

Während Moewig in seiner Ausgabe von 1980 ein Vorwort des Autors und ein Nachwort des Herausgebers lieferte, machte Heyne 1993 das Vorwort zum Nachwort, spendierte aber die bis dahin nicht in den Büchern enthaltene Kurzgeschichte »Der Raumvogel«.

Wie alle frühen Orbit Hospital Bände, ist auch AMBULANCE SHIP (1979) geeignet für Liebhaber schräger Alien-Rätsel, die gerne mitraten, bevor Conway auflösen kann, mit welchem (medizinischen) Problem man es gerade zu tun hat.
Ansonsten hat sich nach den Jahren wenig geändert: Murchison bleibt hübsch, nur Conway wird dicker. Wie im richtigen Leben halt.

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL« Kurzgeschichte: Gegenzauber

Nicht alle Stories um das Hospital im galaktischen Sektor 12 sind in der bekannten Buch-Reihe aufgenommen worden. Mit COUNTER CHARM geht es um ein recht frühes Werk, in dem Conway, der Mediziner unseres Vertrauens, gerade Chefarzt wird. Murchison ist noch nicht Pathologin, verfehlt aber ihre (Mit-)Wirkung (wie üblich) nicht.

Auf den 384 Stockwerken des Hospitals, geplant von einem ziemlich kranken Architekten, kann man die Umweltbedingungen für über 60 Spezies schaffen. Zur erfolgreichen Behandlung Außerirdischer bimst man den medizinischen Kapazitäten der Föderation das Wissen eines Alien-Arztes direkt ins Oberstübchen. Nach der OP löscht man die mitunter unangenehme Alien-Persönlichkeit entweder zügig wieder, da sie dazu neigt, »die Regierung zu übernehmen«, oder man lernt sie im Griff zu behalten.

Will nun Conway Chefarzt sein, ist schnelle Löschung keine Option mehr und so versucht er verzweifelt, die Persönlichkeit eines krabbenähnlichen Melfaners kleinzukriegen. Da diese kein Steak essen, schränkt er die Essensauswahl ein. Da man mit dickem Panzer nicht gut auf dem Rücken schläft gewöhnt er sich auch hier um.
Doch auf einmal sieht für ihn die 6-beinige melfanische OP-Helferin mit ihren Scheren extrem knackig aus und Conway verspürt Gefühle, die er einer Krabbe gegenüber nie hatte. Nervosität kann sich ein Operateur aber nicht leisten – was tun?

Autor James Whites Lieblins-Hospital-Kurzgeschichte enthält das eine oder andere biographische Detail …

SF-SERIE »ORBIT HOSPITAL«, TEIL 3: GROSSOPERATION

Fünf weitere Kurzgeschichten rund um das Orbit Hospital aus Sicht von Doktor Conway. Der Einstieg mit »Der Eindringling« gelingt gewohnt gut: Dr. Mannon steht kurz davor, Diagnostiker zu werden, aber er scheint einen Kunstfehler zu verantworten zu haben. Conway untersucht das Geschehen zusammen mit Prilicla und die beiden geraten bald selbst in Schwierigkeiten.

Im Grunde geht es in dem Buch um die Erforschung eines Planeten. Dort gibt es offenbar Intelligente Lebewesen, die einzigartige Werkzeuge haben [Kurzgeschichte 1]. Diese Werkzeuge sind so interessant, dass man erneut hinfliegt, woraus eine Erstkontakt-Mission wird.
Besteht die einzige Intelligenz tatsächlich aus herumrollenden Tentakelwesen [2]? Auf dem Planeten muss es doch noch Medziziner geben, oder [3]? Das Buch ist nicht ganz so kurzweilig wie die Vorgänger und tatsächlich lassen die Stories hier von mal zu mal etwas nach, bevor dann die Grossoperation [5] an wahrhaft riesigen Lebewesen, ganz ungewohnt mit Hilfe von Waffentechnik, einen ordentlichen Abschluss bildet.

Wenn es um Rätsel geht, ist die Show am besten. Die Such-Mission nach den Heilern und die Untersuchung derer Fähigkeiten zieht sich etwas. Schließlich wird es noch einmal interessant: wie verständigt man sich mit einem Riesenwesen, dass Kommunikation nicht kennt und über keine Sensorik verfügt?
Es gibt schlechte Nachrichten: Mannons Hund ist gestorben. Aber auch gute: Murchison ist nun Pathologin und bei der Abschluss-Mission eine wichtige Person an Bord.

Das Original kam als MAJOR OPERATION 1971 heraus und wurde bereits 1973 als Taschenbuch DIE ÄRZTE DER GALAXIS bei Pabel TERRA veröffentlicht. Um die Gesamtausgabe des Orbit Hospital fortzusetzen, brachte Heyne 1993 GROSSOPERATION als dritten Band (brach aber später mit Band 10 vorzeitig ab).
Der schlaue Mediziner kann mehr, aber da muss man auch mal durch.

Nebenbei gesagt