Archiv der Kategorie: Tim und Struppi

Dings im Kunst-Kraftwerk?!

Eine Ausstellung in Schanghai über Tintin and Hergé, also Tim (Ding ding) und seinen Autor. Beide hatten einen chinesischen Kumpel, mit dem sie so einiges erlebten.

Tintin and Hergé - Powerart Shanghai 2021
Statt findet das ganzem von August bis Ende Oktober im Kunst-Kraftwerk von Shanghai. Michael Farr, u.a. Autor von »Auf den Spuren von Tim und Struppi«, wird am Samstag 28.8. gegen Mittag europäischer Zeit, einen Online-Vortrag halten (englisch): »Tintin Returns to Shanghai«. Mehr:
https://www.tintin.com/en/news/5676/online-talk-tintin-returns-to-shanghai

36 Grad, und es wird noch heißer!

Flug 714 nach Sydney - Herge CarlsenWir befinden uns direkt am Höhepunkt der Tim-und-Struppi Geschichte »Flug 714 nach Sydney«, Seite 59 unten rechts. Das Schlauchboot mit den noch in Hypnose dämmernden Helden treibt in ostasiatischen Gewässern auf eine Insel zu. Dort ist ein Vulkan ausgebrochen und glühend heiße Lava ergießt sich ins Meer.
Was passiert nun? Wir alle können es uns ganz einfach vorstellen. Etwa so:

Struppis Bellen weckt Tim und der erkennt die drohende Gefahr. Wenn Sie den Kurs nicht ändern, werden Sie alle gekocht, wie die Krebse! Schnell weckt Tim seine fünf Schicksalsgefährten, die mit ihm im Schlauchboot sitzen: Kapitän Haddock, Pilot Pjotr Klap, Professor Bienlein, Steward Gino und Milliardär Carreidas.
Tim schnappt sich eines der vier Ruder und ruft: »Alle mithelfen. Nur dann haben wir eine Chance gegen die Strömung. Schnell! Schnell!«

Flug 714 nach Sydney (Figuren aus Kunstharz, 2018)
Diorama mit Szene aus dem Album

Pilot Klap, direkt neben ihm, geht ans Ruder. Gino, der ein Leben lang stets sein Wohl hinter das der Gäste stellte, legt sich ebenfalls ins Zeug. »Mamma mia!«
Als er merkt, dass der Milliardär Carreidas neben ihm regungslos sitzen bleibt, ruft er: »Los, Signor Commendatore! Helfen Sie! Helfen Sie!«
Er muss husten. Dort, wo die Lava das Meer zum Kochen bringt, entstehen Dampfschwaden, die herüberwehen.

Das Schlauchboot reitet wild über die Wellen. Gischt spritzt hoch. Der Milliardär wird nass. »Rudern? Ohne meinen Hut? Niemals!« Carreidas wischt sich über das Gesicht. »Es muss andere Wege geben, als zu rudern. Ich habe genug Geld. Lassen Sie sich was einfallen.«
Gino hält inne. »Wenn Sie nicht rudern, hat es keinen Zweck.« Da kommt ihm eine Idee. »Oder wir werfen Sie über Bord, um es uns leichter zu machen. Hören Sie! Rudern! Avanti!«

Flug 714 nach Sydney Hörspiel - Herge Europa
Hörspiel Cover

Ein pyroklastischer Strom raste die Flanke des Vulkans hinab. Tim und die Anderen können nur hoffen, dass die tödlichen Gase sie nicht erreichen werden. Carreidas lacht. »Sie sind verrückt, Gino! Man wirft zuerst die Habenichtse über Bord. Und jetzt paddeln Sie, dann bleiben mir ein paar Minuten länger Zeit, darüber nachzusinnen, wie ich noch reicher werde.«

Mehrere große Brocken schlagen neben dem Schlauchboot ins Meer. Wasser ergießt sich über das kleine Fahrzeug. Kapitän Haddock schwenkt eine Flasche Alkohol, die er im Bootsproviant gefunden hat. »Vergesst das Wasser, Freunde, lasst uns feiern! *Hicks* Verbringen wir die Zeit, die uns bleibt fröhlich und ohne Streit!«

Die Hitze der nahen Lava wird spürbar. Tim und Klap schwitzen und rudern wie die Weltmeister, doch es sieht schlecht aus. Der Professor holt sein Pendel heraus. »Halten Sie das Boot ruhig. Lassen Sie mich nachdenken! Es muss eine wissenschaftliche Lösung des Problems geben.«
»Irgendwo im Westen!«, ruft der Kapitän und prostete mit der Flasche in die Runde.

Klar, so muss es gewesen sein. Wie? So hätte es sich niemals zugetragen?
Vermutlich nicht. Angesichts der drohenden Gefahr hätte jeder sofort gehandelt und mitgeholfen. Klar. An die Ruder und los! Wie im richtigen Leben … Wie im richtigen Leben, im Ernst?

Vielleicht ist die Klimakatastrophe einfach zu langsam für sofortiges Handeln? Zu kompliziert (nach links rudern, nach rechts, pusten gegen die Lava)?
Die Katastrophe kocht uns nicht sofort gar, sondern allmählich weich. Daran sollten wir uns nicht gewöhnen! Noch können wir etwas tun.
An die Ruder und los! Erstes Ziel: Zeichen setzen und wählen gehen am 26. September!

[Flug 714 nach Sydney – Hergé/Moulinsart, dt. beim Carlsen Verlag]

Die Elefanten-Patrouille kehrt zurück

Es war einmal eine Herde Elefanten, die wollte sehen, wie die Welt außerhalb ihres Biosphärenreservates aussieht.

WWF - China: Wanderne Elefanten
WWF – China: Wanderne Elefanten

Von einem abgelegenen Schutzgebiet im Südwesten Chinas ging die Reise der geschützten Tiere in menschliche Siedlungsgebiete. Diverse Felder mit Zuckerrohr oder Mais ernährten die Elefanten zwar gut, doch die Bauern waren weniger glücklich über diese Besucher.
Die monatelange Wanderung über mehr als tausend Kilometer führte die Tiere zwar nicht wie befürchtet in große Siedlungen, aber das hätte auch schief gehen können.

Die Zigarren des Pharaos - Herge Moulinsart - Carlsen VerlagWäre gut, man könnte sich wie weiland Tim 1933 in »Die Zigarren des Pharaos« mit wilden Elefanten verständigen, um sie auf den richtigen Weg zu bringen. Warum hat Hergé diesen märchenartigen Moment bei der Bearbeitung Mitte der 1950er nicht entfernt oder stark verändert, so wie andere Sequenzen der Geschichte? Vermutlich war es der witzige Einfall mit der Elefanten-Dusche, den er behalten wollte.

Die Menschen und erst recht die Elefanten können froh sein, dass es auf der Wanderung neben hunderten kleineren zu keinen schwerwiegenden Begegnungen kam. Mittlerweile jedenfalls ist die Herde auf dem Rückweg und hat dabei als wichtige Etappe den Fluss Yuanjiang auf einer Brücke überquert.
Besser so. In Tims Abenteuer leerte ein Elefant gar die Trinkgläser der Menschen (37C3), und das würde allen Beteiligten sicher nicht bekommen.
Alles Gute, ihr Dickhäuter!

Link: https://www.wwf.de/themen-projekte/bedrohte-tier-und-pflanzenarten/elefanten/asiatische-elefanten/china-wandernde-elefanten

1,5 Grad – Durch die Wüste? Nicht mit uns!

1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter. Das klingt nach wenig. Leider genügt es, von einem vergleichsweise ruhigen Wettergeschehen, in den Bereich häufig auftretender Wetterextreme zu kommen. Nicht die durchschnittlichen Sommer- oder Wintertemperaturen werden sich um 1,5 Grad ändern, sondern die Unberechenbarkeit des Wetters steigt um den Faktor X.

Die Krabbe mit den goldenen Scheren - Herge CarlsenDas ist kein Spaß! So wie Tim und Struppi von einem Moment zum Anderen aus einem Gewittersturm (Die Krabbe mit den goldenen Scheren, Seite 25) in die Hitze der Sahara geraten (Krabbe, S. 26), so wird es sich anfühlen.
Dieser Sommer 2021 mit seinem Wechsel von kühlen und heißen Tagen in Mitteleuropa ist ein kleiner Vorgeschmack. Starkregen hatten wir schon, bald wird es wieder um Dürre gehen. Das laugt die Leute aus, drückt sie nieder. Schau, wie es Kapitän Haddock ergeht. Er fällt ins Delirium (30B3), läuft fast ins Verderben (31B3 f.) oder bringt Verderben über andere (30C3 f.).

Die Hitze ist unerbittlich. Was könnten wir tun? Klimaanlagen? Ernsthaft? Wo soll die Energie für Millionen Klimaanlagen herkommen? Aus noch mehr Kohlekraftwerken?
Einfach reinstolpern in die Sahara und dann stur durch, oder? Keine gute Idee! Wir sollten etwas ändern, denn allmähliche Wetterübergänge und seltene, starke Hitze- oder Kälte-Ereignisse sind bald Vergangenheit. Der Weltklimarat sagt, dass wir in zehn Jahren vermutlich schon bei diesen 1,5 Grad angelangt sind und noch härter kämpfen müssten, um das 2 Grad Ziel einzuhalten.

Die Statistik ist eindeutig. Die Unsicherheiten in den Klimamodellen sind deutlich kleiner geworden. Wir werden etwas tun müssen! Gute Nachricht: Wir können etwas tun. Selbst, natürlich, beim Fahren und Reisen, beim Stromanbieter etc. Und am 26. September 2021 ist Bundestagswahl. Gut überlegen, wen man da wählt: Mehr Klimaneutralität wagen! Ein Zeichen für die Nachbarn in Europa und die Freunde in der Welt.

Tim und Struppi straucheln mit ihrem neuen Kumpel Kapitän Haddock durch den Sand der unendlichen Wüste (S.29). Verdammte Hitze! Kein Wasser! Rettung nicht in Sicht. Aber Tim gibt die Hoffnung nicht auf. Wir dürfen das auch nicht. Tu etwas, geh wählen, sprich mit deinen Leuten!
Zeit, dass sich was ändert. Die Zukunft steht schon vor der Tür.
Ich möchte noch erleben, dass sich die Maßnahmen positiv auswirken und wir den Trend umkehren, Hagel und Granaten!

[Die Krabbe mit den goldenen Scheren – Hergé/Moulinsart, Carlsen.
Info: https://de.wikipedia.org/wiki/Globale_Erwärmung ]

Epomeo – Von Zigarren zur Alpha-Kunst

Liest man Texte im Original, kann sich praktisch nichts daran verändern, außer einfachen sprachlichen Anpassungen an die Moderne. Liest man Übersetzungen der Texte, können die sich von Ausgabe zu Ausgabe ändern. Bei Tim und Struppi ist beides möglich, denn der Autor Hergé hat seine Werke ständig überarbeitet.

Ischia
Ischia – 2013 von „File Upload Bot (Magnus Manske)“

Gleich zu Anfang des Abenteuers »Die Zigarren des Pharaos« (Les cigares du Pharaon) steht Tim an der Reling eines Kreuzfahrtschiffes. Er spricht vom weiteren Reiseweg und dazu gibt es ein Panel (1C3) mit dem passenden Ausschnitt einer Weltkarte.

Eine Karte gibt es in der schwarz-weißen Originalversion vom Dezember 1932 nicht. Tim spricht von Suez, Aden, Bombay, Colombo, Singapur, Hongkong und Shanghai.
Das stimmt mit der farbig umgearbeiteten ersten französischen Album-Version von 1955 überein und die Karte dort zeigt genau diesen Reise-Abschnitt, also vor allem Asien, wobei die Route per Pfeil eingezeichnet wurde.

Natürlich finden wir denselben Text in der Fassung von Mitte 1976, die im Magazin TINTIN abgedruckt worden war. Nur die Karte zeigt nun das Mittelmeer und die Pfeile gehen nach Tanger und von dort über Algier, Tunis, Tripolis, Port Said, Istanbul, Piräus/Athen, Neapel, Marseille bis es über Gibraltar wieder hinaus geht. Nanu? Das passt nicht zusammen.

Die Zigarren des PharaosIn der ersten deutschen Album-Fassung (1972/85) findet sich die Mittelmeer-Karte und Tim erzählt uns von der dazu passenden Route über Port Said, Istanbul, Piräus usw. Auch die Engländer (1973-95) konnten genau das lesen und sehen.
In der Carlsen Werksausgabe von 1999 sowie der Farb-Faksimile-Edition wechselt das Ganze zurück zur Asien-Karte und Tim plaudert wie selbstverständlich wieder von Aden, Bombay, Singapur usw.
Wenn die Texter nicht mitmachen würden, gäbe es ein schönes Durcheinander, dass der Künstler uns Lesern da beschert hat.

Wer nun den in der Überschrift genannten Weg von Zigarren zur Alpha-Kunst gehen will, hat den Hinweis vermutlich schon gefunden. Ansonsten bitte die Szene nochmal genauer anschauen. Den Rettungsring mit dem Schiffsnamen gibt es erst seit 1955: »Epomeo«.
In der deutschen Albumfassung (und auch der englischen) wurde das Schiff in »Isis« umbenannt. Die ägyptische Gottheit passt zwar zu Pyramiden und Pharao Kih-Oskh. Doch diese Änderung unterschlägt die Liebe Hergés zur Insel Ischia und die ist der Schlüssel.

Ischia ist die größte Insel im Golf von Neapel (Italien) und die schöne Stadt liegt nicht umsonst auf Tims Mittelmeer-Reiseroute! Die höchste Erhebung der Insel ist der Monte Epomeo mit 789m. Und wohin reisen Tim und Struppi im unvollendeten »Tim und die Alpha-Kunst«? Nach Ischia.
Da haben wir es: Epomeo – Von Zigarren zur Alpha-Kunst!

[ Bild: Ischia vom Epomeo Gipfel https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ischia_view_from_Epomeo_peak_(3858885514).jpg ] Spätere Ergänzung: Anmerkung zur Farb-Faksimile-Edition, in der gar kein Schiffname mehr steht!?

 

Fürsten-Suite kann jeder

Wenn ein Tim und Struppi-Fan schon nach Brüssel reist, kann er seit Juni 2021 standesgemäß im Hotel AMIGO wohnen.

Tintin Suite im Hotel Amigo Brüssel
Dort entstand in Zusammenarbeit mit Moulinsart und dem Hergé-Museum eine Tintin Signature Suite. Es gibt allerlei Hotelzimmer mit kreativer Dekoration, aber nur hier gibt es u.a. Bettwäsche, Artwork, Comics, Malbücher. Und Struppi bewacht den Raum. Mehr:
https://www.roccofortehotels.com/de/hotels-and-resorts/…